Baum des Jahres 2017
Die Fichte am AELF Fürstenfeldbruck
Fichtenaltbestand
Die Fichte ist zum Baum des Jahres 2017 erklärt worden. Mit einem Anteil von über 70% ist sie die wichtigste Baumart in den Wäldern der Landkreise Dachau, Fürstenfeldbruck und Landsberg.
Zwar haben die Waldbesitzer in den letzten Jahrzehnten die Fichtenanteile deutlich heruntergefahren. Trotzdem hat die Fichte für die Wirtschaftlichkeit der Forstbetriebe nach wie vor eine herausragende Bedeutung. Fichtenholz erlöst am Markt im Durchschnitt mehr als die meisten anderen Hölzer.
Mit der Fichte verbindet sich eine Erfolgsgeschichte.
Bis ins 17. Jahrhundert hinein hatten die Menschen die Wälder übernutzt und ausgeplündert. Holz drohte zur Mangelware zu werden. Da musste dringend gegengesteuert werden. Aufgeforstet wurde vor allem mit Fichte. Sie hat eine hohe Wuchsleistung und ihr Holz ist gut verwertbar. Die Fichte bescherte nicht nur den privaten Waldbesitzern sondern auch dem bayerischen Staat hochwillkommene Einnahmen. Oberstes Ziel war es, möglichst viel nutzbares Holz zu produzieren. Das hat dank der Fichte gut funktioniert. Es sind beispiellos hohe Holzvorräte in den Wäldern herangewachsen.
Die Gefährdungen durch Stürme, trockenheiße Sommer und Borkenkäfer bereiten der Fichte auch bei uns Probleme.
Schon im Jahr 1946 hat ein extremer Gewittersturm den Schöngeisinger Forst bei Fürstenfeldbruck niedergewalzt (500.000 fm Schadholz). Auch in jüngerer Vergangenheit haben Stürme (Vivien, Wiebke, Lothar, Kyrill und Niklas) die Wälder heimgesucht. Die extrem heißen Trockenjahre 2003 und 2015 haben die Borkenkäfer begünstigt. Weil die Wälder bei uns überwiegend aus Fichten bestehen, waren die Schäden groß. Auch die finanziellen Verluste waren beträchtlich: Neben erhöhten Holzerntekosten sind bei Kalamitäten Preisabschläge für Schadholz und erhöhte Kosten für die Wiederaufforstung von Sturmflächen hinzunehmen.
Der Klimawandel verschlechtert die Lebensbedingungen der Fichte zunehmend.
Seit 1990 hat sich die Jahresdurchschnittstemperatur bei uns um über 1° C erhöht. Es gab mehr Hitzeperioden mit Tagestemperaturen von über 30° C. In den Jahren 2014 und 2015 wurden mit fast 10°C Jahresdurchschnittstemperatur alle Rekorde gebrochen.
Es kommt nun darauf an, die Fichtenwälder so umzubauen, dass sie gegen künftige Gefahren besser gewappnet sind. Mischwälder sind widerstandfähiger als Reinbestände. Das ist keine neue Erkenntnis: Schon vor 130 Jahren veröffentlichte Karl Gayer, Forstprofessor an der Universität München, sein Standardwerk "Der gemischte Wald". Der Mischwald streut das Risiko. Wenn eine Baumart ausfällt, bleibt der Wald dennoch als Ökosystem erhalten und kann sich regenerieren. Zukunftsfähig sind etwa Buche, Tanne, Bergahorn oder Eiche. Auch die aus Nordamerika stammende, sehr wüchsige Douglasie ist eine Option. Diese Baumarten haben ein intensives und tiefreichendes Wurzelsystem. Das lässt sie Stürme und Trockenzeiten wesentlich besser überstehen als die flachwurzelnde Fichte.
Wie werden sich die Wälder in den Landkreisen Dachau, Fürstenfeldbruck und Landsberg a. L. in Zukunft entwickeln?
Soviel lässt sich heute schon sagen: Die Fichtenanteile werden weiter abnehmen. Damit setzt sich eine Entwicklung fort, die mit der Ausrichtung auf die naturnahe Waldbewirtschaftung schon vor Jahrzehnten begonnen hat. Viele junge Waldbestände sind heute schon stabiler Mischwald. Zahlreiche Fichtenaltbestände sind mit Buchen und Tannen unterbaut. Sie geben der künftigen Waldgeneration ein stabiles Gerüst. In diesem Sinne wird man weiter arbeiten. Die Fichte wird dabei, wenn auch in geringeren Anteilen, wichtige Waldbaumart bleiben. Das garantiert schon der reichlich vorhandene Fichtenanflug. Es gibt viele pflegedringliche Fichtenstangenhölzer. Die vorhandenen Fichtenaltbestände werden früher als in der Vergangenheit genutzt werden. Weil ihr Risiko durch Sturm oder Borkenkäfer gefällt zu werden, mit höherem Alter steigt. Die Holzernte ist dann die willkommene Chance, gesunde und stabile Mischwälder zu begründen.
Die Fichte ist von Natur aus ein Baum der Gebirge und des hohen Nordens. Sie mag es kühl und feucht. Wo sie diese Voraussetzungen findet, wird die Fichte auch bei uns eine Zukunft haben: auf grundfrischen Böden am Unterhang, in Rinnen und Mulden und in den höheren Lagen des südlichen Landkreises Landsberg. Dort ist es kühler ist und es fallen auch mehr Niederschläge. Je kritischer die Standortverhältnisse für die Fichte sind, umso geringer sollte ihr Anteil sein. Denn zu hohe Fichtenanteile auf kritischen Standorten erhöhen die Gefahr, dass Wälder durch Windwürfe oder Borkenkäferkalamitäten zerstört werden.
Die Fichte prägte seit 200 Jahren die Wälder unserer Heimat.
Sie hat vielen Generationen von Waldbesitzern willkommene Erträge beschert. In der Vergangenheit erschienen die mit der Fichte verbunden Risiken noch tragbar. Durch den Klimawandel verändert sich nun unsere forstliche Welt. Mehr denn je, müssen wir darauf achten, dass unsere Wälder den Anforderungen der Zukunft gerecht werden.