FFH-Gebiet
Westerholz
Totholz bereichert (Foto: J. Belz)
Das FFH-Gebiet Westerholz prägt einer der wenigen im Fürstenfeldbrucker Hügelland noch vorhandenen Naturwälder. Er beeindruckt durch mächtige Biotopbäume und einen großen Vorrat an stehendem und liegendem starkem Totholz in allen Phasen der Zersetzung.
Das heutige FFH-Gebiet ist schon seit 1978 Naturwaldreservat entsprechend Artikel 12a Bayerisches Waldgesetz. Abgesehen von notwendigen Maßnahmen des Waldschutzes und der Verkehrssicherung finden seither keine Bewirtschaftung oder Holzentnahme mehr statt. Naturwaldreservate dienen der Erhaltung und Erforschung solcher Wälder sowie der Sicherung der biologischen Vielfalt.
Das Gebiet liegt in der Gemarkung Scheuring im Landkreis Landsberg a. Lech und wird vom Forstbetrieb Landsberg a. Lech der Bayerischen Staatsforsten verwaltet.
Das FFH-Gebiet in der Übersicht
- Gebietsnummer: DE 7831-301
- Gebietsgröße: ca. 40 Hektar (abgekürzt: ha), davon 40 ha Wald
- Schutzgebietskategorien: Landschaftsschutzgebiet Westerholz sowie Naturwaldreservat Westerholz
- Lebensraumtypen: Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald
- Tierarten: keine in Anhang II der FFH-RL gelistete Arten
- Pflanzenarten: (Grünes Besenmoos)
- Stand der Managementplanung: in Umsetzung
(die in Klammern aufgeführten Arten sind nicht Bestandteil des Standarddatenbogens)
Das Westerholz gehörte historisch zur nahe gelegenen Burg Haltenberg. Die Burg wechselte seit ihrer Erbauung im 13. Jahrhundert mehrmals den Besitzer, bis sie der spätere Kurfürst Maximilian I. im 17. Jahrhundert erwarb. Die Burg wurde zum Jagdschloss. Das Westerholz diente nun vorrangig der herrschaftlichen Jagd und war so in der Folge vor Rodung geschützt. In der damals üblichen Mittelwaldbewirtschaftung wurden Bauholz und Brennholz erzeugt. Seit der Errichtung des Naturwaldresevats im Jahr 1978 im nordöstlichen Teil des Westerholzes ist dort die forstliche Nutzung komplett eingestellt.
Der vorkommende Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald ist als sekundäre Ersatzgesellschaft zu sehen, weil sich auf den vorhandenen Standorten die Buche gegenüber der Eiche durchsetzen würde. Die hohen Eichenanteile sind ein Ergebnis der historischen Mittelwaldbewirtschaftung, die die Eiche gezielt gefördert und die Buche künstlich nieder gehalten hat.
Es handelt sich um einen alten landesherrlichen Bannwald, in dem vor allem die beeindruckenden Alteichen einen wichtigen Lebensraum für zahlreiche Tierarten darstellen. Durch die seit 1978 eingestellte Nutzung hat sich zudem der Totholzvorrat in dem Naturwaldreservat deutlich erhöht.
Einziger, jedoch fast auf kompletter Fläche vorkommender Waldlebensraum ist der Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald. Neben den typischen Eichenwaldarten wie Hain-Sternmiere (Stellaria holostea), Gold-Hahnenfuß (Ranunculus auricomus) und Erdbeer-Fingerkraut (Potentilla sterilis) kommen auch Arten der Waldmeister- und Goldnesselgruppe vor. Die Stieleiche tritt mit Anteilen um die 45 % als häufigste Baumart auf, daneben aber auch die Rotbuche mit 20 % als Nebenbaumart der Waldgesellschaft.
Bei der Ausweisung des Gebietes wurden weder Tier- noch Pflanzenarten aus Anhang II der FFH-Richtlinie gemeldet. Bei Kartierarbeiten konnte aber mittlerweile das Grüne Besenmoos (Dicranum viride) als Anhangsart nachgewiesen werden. Im näheren Umfeld wurde zudem der Eremit, eine Rosenkäferart, die sich in Mulmhöhlen entwickelt, festgestellt.
Daneben kommen eine Reihe anderer seltener Käferarten vor, die an Totholz gebunden sind.
Ein bemerkenswerter Vertreter aus der Vogelwelt des Westerholzes ist der Mittelspecht. Er nutzt die raue Borke alter Eichen, um Nahrung zu finden.
Da das Gebiet als Naturwaldreservat ausgewiesen ist, unterbleiben grundsätzlich aktive Maßnahmen. Die Waldentwicklung bleibt sich selbst überlassen. Die Erhaltung und die Anreicherung von Totholz, Biotop- und Höhlenbäumen sind somit sichergestellt.