Geschichte Walderlebniszentrum Grafrath

Alte Fotografi von ungefähr 1895. Vier Forstleute stehen im forstlichen Versuchsgarten.Zoombild vorhanden

Heinrich Mayr mit japanischen Forstleuten

Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Areal als Forstlicher Versuchsgarten angelegt, um die Eignung fremdländischer Baumarten für die heimische Forstwirtschaft zu beurteilen.

Heute können hier Familien, Schulklassen und andere Besucher auf Entdeckungsreise quer durch mehrere Kontinente gehen und fremde Wälder durch vielfältige waldpädagogische Angebote hautnah erleben. Doch wie kam es dazu?

Die Gründung

1881 wurde Prof. Dr. Robert Hartig, Vorstand der botanischen Abteilung der Königlich Bayerischen Forstlichen Versuchsanstalt, mit der Leitung der Exoten-Anbauversuche in Bayern beauftragt. Er konnte neben einer ganzen Anzahl kleiner Versuchsanbauten im Lande auch auf eine Fläche von 8 ha zurückgreifen, die der Leiter des Reviers Grafrath, der Vater von Prof. Heinrich Mayr, mit verschiedenen ausländischen Baumarten (Douglasie, Strobe, Japanische Lärche, Roteiche), meist in Einzelmischung, bestockt hatte.

Erster Aufforstungsplan für Anbauversuche

Nach seiner ersten Reise nach Nordamerika, entwarf Mayr 1887 aufgrund eigener, im Ausland gesammelter Erfahrungen, einen Aufforstungsplan für Anbauversuche in Grafrath, der primär die kleinklimatischen und waldbaulichen Verhältnisse der für den Versuch vorgesehenen Baumarten berücksichtigte und zum kleinbestandsweisen Anbau führte. 1895 ging die Leitung der Anbauversuche offiziell in MAYRs Hände über, 1897 erfolgte eine Erweiterung des Geländes auf 10 ha.
Eine erste Zusammenstellung von Hartig 1892 über die Anbauversuche nennt 42 verschiedene Baumarten, fünf Jahre später sind es bereits 57 Baumarten, davon 20 Laubbaumarten.Nach dem plötzlichen Tod von Mayr im Jahr 1911 übernahm Prof. Dr. Ludwig Fabricius (Lehrstuhl für forstliche Produktionslehre und Institut für Waldbau und Forstbenutzung der Universität München) die Leitung des Versuchsgartens. Fabricius hatte bereits seit 1905 die Forstamtsaußenstelle Grafrath geleitet und war mit den örtlichen Verhältnissen bereits bestens vertraut.

Der Versuchsgarten wird größer

Zwischen 1911 und 1930 fanden Flächenerweiterungen auf 34 ha und damit bis zur heutigen Größe des Versuchsgartens statt.
Unter der Leitung von Prof. E. Rohmeder (Institut für Forstsamenkunde und Pflanzenzüchtung) wurde der Schwerpunkt der Arbeiten im Forstlichen Versuchsgarten über die Betreuung der Kleinbestände exotischer Baumarten hinaus auf Aufgaben der Forstpflanzenzüchtung und Immissionsforschung verlagert.

Ein fataler Sturm

Entscheidenden Einfluß auf die weitere Entwicklung des Gartens hatte ein Orkan, der am 26. Juli 1946 im Exotengelände zwei Drittel des Holzvorrates zu Boden warf. Neben mehreren in Deutschland einmaligen Baumarten wurden die massenreichen, älteren Douglasien- und Strobenbestände fast völlig vernichtet. Die Ausführung der Arbeiten vor Ort lag von 1950-1969 in den Händen von Gartenmeister A. Kraft. Als Assistent bei Rohmeder seit 1954 im Grafrather Garten tätig, übernahm Prof. Dr. Alexander von Schönborn, Inhaber des Lehrstuhles für Forstpflanzenzüchtung und Immissionsforschung, als dessen Nachfolger 1971 die Leitung des Versuchsgartens.

Neue Versuchsprogramme werden angelegt

Aufbauend auf bisherigen Erkenntnissen und orientiert am Zustand des Waldes, wurden in den Jahren 1970 - 1980 mehrere Versuchsprogramme angelegt, um die Resistenz von Waldbäumen gegen Umwelteinflüsse zu erforschen. Obwohl der Versuchsgarten mit Trennung der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) von den Universitätslehrstühlen offiziell der FVA unterstand, führte Prof. Schönborn die Leitung bis zu seiner Emeritierung weiter.
An wissenschaftlichen Einrichtungen ist vor allem die durch Prof. Koch vom Lehrstuhl für Forstbotanik aufgebaute und betreute ökophysiologische Waldversuchsstation im Grafrather Versuchsgarten zu nennen.

Aus dem forstlichen Versuchsgarten wird das Walderlebniszentrum Grafrath

Zukünftig sollen im Garten zwar auch neue fremdländische Baumarten gepflanzt werden, aber der Schwerpunkt verschiebt sich immer mehr in Richtung Öffentlichkeitsarbeit und Waldpädagogik. Gerade die atemberaubende Artenvielfalt und die Mächtigkeit mancher Baumarten bieten den Besuchern des Gartens ein einmaliges Erlebnis.
Heinrich Mayr mit seiner Frau Irene ca. 1890

Heinrich Mayr mit seiner Frau

Heute ca. 130 Jahre alter Mammutbaum

Mammutbaum

Heinrich Mayr in Jungbestand im Versuchsgarten Grafrath

Heinrich Mayr in Jungbestand

Heinrich Mayr in Jungbestand

Heinrich Mayr in Jungbestand