Wildbiologie
Wer seine Rehe liebt, füttert nicht

Fütterung 1

Dr. Andreas König von der Technischen Universität München (TUM) hat bei einem Seminar für Jagdvorsteher in Puch aus seinen umfangreichen wildbiologischen Forschungen berichtet. Wichtigstes Ergebnis: Für die Fütterung des Rehwilds wegen Notzeit im Winter gibt es bei uns keinen Bedarf.

In zwei bayerischen Untersuchungsgebieten ohne Fütterung (Wald bei Wolfratshausen, Feld mit wenig Wald bei Eggenfelden) wurden dabei die Zusammensetzung der Nahrung, der Stress und die Kondition des Rehwildes drei Jahre lang im Jahresverlauf intensiv untersucht.

Weitere wichtige Ergebnisse

  • Rehe sind an die Lebensbedingungen in Bayern (Landschaft und Klima) optimal angepasst.
  • Rehe finden sowohl im naturnahen Wald als auch in der Agrarlandschaft ganzjährig ausreichend Äsung. Einen "Ernteschock" im Sommer und Herbst durch Äsungsmangel gibt es nicht.
  • Für Fütterung wegen Notzeit im Winter gibt es keinen Bedarf. Die gesetzliche Notzeitdefinition wird im Dienstgebiet – wie die Klimastatistik zeigt – nicht erfüllt. Rehwildgerechte faserreiche Äsung ist ganzjährig vorhanden.
  • Protein- und kohlenhydratreiche Nahrungszufuhr durch Fütterung gefährdet durch Pansenübersäuerung die Gesundheit der Rehe. Man kann drastisch sagen: Wer seine Rehe liebt, sollte aufhören (falsch) zu füttern. Rehe müssen eiweiß- und kohlenhydratreiches Futter (Sojaschrot, Weizen, Mais, Hafer…) durch Aufnahme zäher, faserreicher Äsung (Knospen, Triebe, …) ausgleichen. Der Verbiss an den jungen Bäumen nimmt durch solche Fütterung zu!
  • Die angewandte Jagdstrategie steuert die Raumnutzung des Rehwildes. Wer Rehe nur auf dem Feld und am Waldrand jagt, hält sie ab, die offene Flur als Lebens- und Äsungsraum zu nutzen. Die reiche Äsung im Feld wird von den Rehen mit Tod durch Abschuss verbunden.
  • Gezielte Jagd im Wald und Zurückhaltung im Offenland entlastet die Waldverjüngung enorm. Die äsungsreiche Feldflur wird dann vom Rehwild besser angenommen. Und die Bevölkerung hat häufiger Gelegenheit, Rehe zu sehen.
  • Wer seine Rehe vorwiegend im Wald erlegt und nicht am Waldrand und aufhört energiereich zu füttern, kann die Waldvegetation deutlich entlasten, ohne daß er seinen Abschuss immer weiter erhöhen muss.
Bildergalerie Fütterungen
Fotos von Fütterungen, wie wir sie in in den Wäldern unseres Zuständigkeitsbereichs immer wieder feststellen.