Naturschutzgebiet Haspelmoor

Spirke im MoorwaldZoombild vorhanden

Spirke im Moorwald

Seit Jahrtausenden prägen Menschen das Haspelmoor. Die frühesten Siedlungsnachweise stammen aus der Zeit um 15.000 v. Chr., als das Haspelmoor noch ein See war. Ab dem 17. Jahrhundert sind Viehweiden und die ersten Torfstiche nachweisbar.
Als für die Bahnstrecke Augsburg-München großflächige Entwässerungsmaßnahmen durchgeführt wurden, begann die industrielle Torfnutzung zur Befeuerung der Dampfloks. Ihren Höhepunkt erreichte die Torfnutzung Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts, was im "Torfstreu- und Mullewerk Haspelmoor" Ausdruck fand. Die Moorkulturanstalt versuchte ab 1915, die abgetorften Böden für eine landwirtschaftliche Nutzung urbar zu machen.
MullewerkZoombild vorhanden

Haspelmoor um 1905

Entwicklung bis heute
Weitere Entwässerungen wurden im Dritten Reich durch den Reichsarbeitsdienst durchgeführt. Nach dem 2. Weltkrieg wurde unter der Zuständigkeit des damaligen Forstamtes intensiv Brenntorf gewonnen. Die Torfnutzung ging in den Folgejahren immer weiter zurück, bis 1972 das Moorversuchsgut geschlossen wurde.

Den letzten großen Eingriff stellte der Bau der Gemeindeverbindungsstraße Hörbach – Haspelmoor im Jahr 1980 dar. Seit 1985 ist das Gebiet als Naturschutzgebiet (NSG) ausgewiesen und nach Ausarbeitung eines Pflege- und Entwicklungsplanes begann die allmähliche Renaturierung.

Seit dem Jahr 2000 ist das Naturschutzgebiet „Haspelmoor“ als FFH-Gebiet gemeldet und 2011 wurde der Managementplan fertiggestellt.

Das Flora-Fauna-Habitat- (FFH-) Gebiet in der Übersicht

  • Lage: Landkreis Fürstenfeldbruck, zwischen Althegnenberg und Hattenhofen
  • Größe: 157,4 Hektar (abgekürzt: ha)
  • Offenland: 15,4 ha (10%)
  • Wald: 142 ha (90%)
  • Gebietsart: FFH-Gebiet
  • Schutzkategorien: Naturschutzgebiet, Landschaftsschutzgebiet
  • Managementplan: seit 2011 in Umsetzung
  • Schutzgüter:
    • Lebensraumtypen: Moorwälder (91D0*), Birken-Moorwälder (91D1*), Waldkiefern-Moorwälder (91D2*), Bergkiefern-Moorwälder (91D3*), Dystrophe Seen und Teiche (3160),Noch renaturierungsfähige degradierte Hochmoore (7120), Torfmoor-Schlenken (7150)
    • Arten: Schmale Windelschnecke, Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling, Große Moosjungfer

Bedeutung: Das Hochmoor als Lebensraum

Scheidiges Wollgras mit moorwald im HintergrundZoombild vorhanden

Scheidiges Wollgras, Moorwald

Das Haspelmoor ist das nördlichste Hochmoorrelikt der bayerischen Altmoränenlandschaft und hat daher eine besondere Bedeutung für viele seltene Tier- und Pflanzenarten, die auf den Lebensraum Hochmoor spezialisiert sind.
Mit seiner Lage zwischen den großen Natura 2000 Gebieten Lech und Paar im Westen und der Amper im Osten, erfüllt das Haspelmoor eine wichtige Funktion zur Biotopvernetzung. Als Speisung für die Maisach stellt es über die Amper zudem eine Verbindung zu den Moorresten im Dachauer Moos her.
Wassergefüllte SchlenkeZoombild vorhanden

Wassergefüllte Schlenke

Moorwälder
Große Teile im Zentrum des Haspelmoores bestehen aus Moorwäldern verschiedener Ausprägung. Je nach Wasser- und Nährstoffangebot sind sie von Birken, Waldkiefern oder Bergkiefern (Spirken) dominiert. Da es sich bei den Moorwäldern um prioritäre Lebensräume handelt, kommt deren Erhalt im Haspelmoor eine besondere Verantwortung zu.
ehemaliger TorfstichZoombild vorhanden

Dystropher See

Dystrophe Seen, Teiche und Torfmoor-Schlenken
Viele der alten Torfstiche sind mittlerweile mit Wasser gefüllt. Dadurch haben sich sogenannte Dystrophe Seen und Teiche sowie einzelne Torfmoor-Schlenken gebildet. Diese wachsen stetig vom Rand her mit Torfmoosen zu. Durch den hohen Wasserstand werden die abgestorbenen unteren Pflanzenteile der Torfmoose nicht zersetzt; der Torfkörper baut sich langsam wieder auf. Der Kohlenstoff bleibt dabei im Torf gespeichert, dadurch trägt das Haspelmoor zum Klimaschutz bei.
In Teilbereichen existieren außerdem degradierte Hochmoorflächen, die noch renaturierungsfähig sind. Dafür ist allerdings eine ausreichende Wassersättigung der Böden notwendig. Dies gilt für alle Lebensraumtypen im Haspelmoor.
Pflanzen

Neben den Torfmoosarten kommen in den einzelnen Lebensräumen weitere charakteristische Pflanzenarten vor. Dazu zählt beispielsweise das Scheidige Wollgras, das im Mai und Juni gut an seinen Samenständen aus weißen Wattebäuschen erkennbar ist. Außerdem sind im Hochmoor typische Beerensträucher wie Heidelbeere, Preiselbeere, Rauschbeere oder Moosbeere zu finden. Außerdem kommen im Haspelmoor Heidekraut und Rosmarinheide vor.

Scheidiges Wollgras

Scheidiges Wollgras

Heidekraut

Blühendes Heidekraut

Blühende Preiselbeere

Blühende Preiselbeere

Rauschbeere mit Früchten

Rauschbeere mit Früchten

Tierarten

In dem Naturschutzgebiet leben auch einige besonders an den Lebensraum Hochmoor angepasste Tierarten. Darunter sind seltene Moor-Libellenarten, für die das Haspelmoor bayernweite Bedeutung hat. Ebenso kommen seltene Schmetterlinge wie der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling oder das Waldwiesenvögelchen und verschiedene Laufkäferarten vor. Neben den Insekten leben im Haspelmoor auch Reptilienarten, wie beispielsweise die Zauneidechse, oder typische Moorbewohner wie Kreuzotter und Waldeidechse.

Viefleck

Viefleck

Waldwiesenvögelchen

Waldwiesenvögelchen

Zauneidechse

Zauneidechse

Waldeidechse

Waldeidechse

Bisherige Maßnahmen

Durch den kontinuierlichen Verschluss zahlreicher Gräben wurde in den vergangenen Jahrzehnten der Grundwasserspiegel auf großen Teilflächen angehoben. Der Anstau verursacht eine Wiedervernässung des Moorköpers und trägt somit zum Erhalt der wertvollen Lebensräume bei.
Bau eines Stauwerks aus Holzstämmen

Bau Stauwerk

Bedeckung des Stauwerks mit Torferde

Bedeckung Stauwerk

Stauwirkung des fertigen Damms

Stauwirkung Damm

Die forstwirtschaftliche Nutzung ist großflächig eingestellt. Lediglich pflegenden Charakter haben Eingriffe, um die Spirkenverjüngung im Bergkiefernmoorwald zu fördern. Offene Hochmoorflächen werden durch regelmäßige Entbuschungsmaßnahmen von aufkommender Gehölzsukzession freigehalten.

Für die Population der Schmalen Windelschnecke wurden entlang der Hörbacher Straße mehrere besonnte Buchten geschaffen, die durch eine spezielle Mähweise offen gehalten werden. Durch das Belassen von Totholzhaufen dienen diese Buchten auch Reptilien als Unterschlupf und zum Sonnenbaden.