Natura 2000
Naturschutzgebiet Seeholz und Seewiesen
Alteiche
Der Eichenmischwald mit vielen Biotopbäumen, die artenreichen Streuwiesen und der naturnahe Zustand des Ammerseeufers waren maßgeblich für die Meldung als FFH-Gebiet.
Das FFH-Gebiet in der Übersicht
- Lage: Landkreis Landsberg am Lech, zwischen Utting und Riederau
- Größe: 97 Hektar (abgekürzt: ha)
- Offenland: ca. 2 ha (2%)
- Wald: ca. 95 ha (98%)
- Gebietsart: FFH- und SPA-Gebiet
- Schutzkategorien:
- Naturschutzgebiete
- Landschaftsschutzgebiet
- Managementplan: seit 2011 in Umsetzung
- Schutzgüter:
- Lebensraumtypen: Waldmeister-Buchenwälder (9130), Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwälder (9160), Auenwälder mit Erle und Esche (91E0*), Kalkhaltige Stillgewässer mit Armleuchteralgen (3140), Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden (6410), Feuchte Hochstaudenfluren (6430), Magere Flachland-Mähwiesen (6510), Kalkreiche Sümpfe (7210*), Kalkreiche Niedermoore (7230)
- Arten: Bauchige Windelschnecke, Schmale Windelschnecke, Bachmuschel, Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling, Skabiosen-Scheckenfalter, Eremit, Gruben-Großlaufkäfer
- Vogelart: Mittelspecht und andere (vgl. SPA-Gebiet „Ammerseegebiet“)
Geschichte des Seeholzes
Weil junge Eichen leichter aus dem Stock ausschlagen als etwa Buchen, erhöhte sich der Eichenanteil im Seeholz zunehmend. Großkronige Eichen blieben wie schon in der Vergangenheit wegen der Eichelmast und zur Erzeugung von Bauholz erhalten.
Bach und Bahnlinie im Seeholz
Die stärker auf die Produktion von Bau- und Möbelholz ausgerichtete Hochwaldbewirtschaftung (Holzeinschlag erst mit 100 und mehr Jahren) löste die Mittelwaldbewirtschaftung mit Beginn des 20. Jahrhunderts allmählich ab.
1954 wurde das Naturschutzgebiet „Seeholz“ ausgewiesen und 1985 um die Flachwasserbereiche und die südlichen Streuwiesen erweitert. Seit 2000 sind das Seeholz und die Seewiesen als Natura-2000-Gebiet gemeldet.
Bedeutung
Das FFH-Gebiet enthält wertvolle, naturnahe Lebensräume mit gefährdeten und seltenen Arten. Es ist weit über die Landkreisgrenzen hinaus bekannt. Zahlreiche renommierte Wissenschaftler und Naturkundler haben das Gebiet ausgiebig erforscht.
Waldlebensräume
Den größten Teil nehmen naturnahe Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwälder mit zahlreichen alten Eichen, einem großen Vorrat an stehendem und liegendem Totholz und unzähligen Baumhöhlen ein.
An zwei Bächen haben sich Auwälder aus Erle und Esche entwickelt. Zwischen der Bahnlinie und dem Uferbereich herrschen Waldmeister-Buchenwälder vor, welche allmählich in die Offenlandlebensräume des Ammerseeufers übergehen.
Offenlandlebensräume und Pflanzenarten
Die Uferzone mit Schilfgürtel ist vor allem durch Stillgewässer mit Armleuchteralgen geprägt. Dazwischen gibt es kleine Bereiche mit Schneidried-Sümpfen und Hochstaudenfluren. Auf den südlich angrenzenden Streuwiesen sind hauptsächlich artenreiche Pfeifengraswiesen mit zahlreichen seltenen Orchideenarten und Magere Flachland-Mähwiesen verbreitet.
Tierarten
Windelschneckenarten leben vor allem in der Uferzone und in den Streuwiesen. Die große Vielfalt an Blühpflanzen bietet Schmetterlingsarten wie Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling und Skabiosen-Scheckenfalter Nahrung.
Auch der Wald beheimatet eine Reihe von besonderen Arten: In den Kronen der alten Eichen lebt der Eremit, eine extrem seltene Käferart, die auf Faulstellen in sehr alten Bäumen angewiesen ist, und daher nur in solchen Urwaldrelikten zu finden ist. In den bachbegleitenden Auwäldern ist der Gruben-Großlaufkäfer anzutreffen, der in vielen Bundesländern bereits ausgestorben ist und intakte Auwälder mit hohem Totholzanteil braucht.
Bei den Vogelarten ist besonders der seltene Mittelspecht hervorzuheben, der in der groben Borke der Eichen und Erlen nach Nahrung sucht. Er profitiert bei der Nahrungssuche auch von dem hohen Totholzanteil.
Bisherige Maßnahmen
Im Wald wird eine zurückhaltende und sehr naturnahe Forstwirtschaft betrieben. Insbesondere wird ein noch höherer Totholzanteil angestrebt.
Die wichtigste Maßnahme ist die Verjüngung der Eichen, die langfristig den Lebensraum der auf die sie speziellangewiesenen Arten darstellen sollen. Als Lichtbaumart braucht die Eiche größere Löcher im Kronendach (Femel), um in die Höhe wachsen zu können. Weil die Knospen der jungen Eichen intensiv vom Rehwild verbissen werden, funktioniert deren Verjüngung bisher nur hinter Zaun.
Um die Artenvielfalt der Streuwiesen zu erhalten, werden festgelegte Schnittzeiten eingehalten. Das Mähgut wird entfernt.