FFH-Gebiet
Lech zwischen Landsberg und Königsbrunn
Blick auf den Lech (G. Brehm)
Zum FFH-Gebiet „Lech zwischen Landsberg und Königsbrunn mit Auen und Leite“ gehören mit die wichtigsten Magerrasengebiete Süddeutschlands. In Flussnähe gibt es noch Reste naturnaher Auwälder. In der Lechleite kommen naturnahe Buchenwälder vor.
Das Gebiet erstreckt sich entlang des Lechs von der Staustufe 23 zwischen Königsbrunn und Mering im Norden bis zur A96 bei Landsberg a. L. im Süden. Es liegt teils im Stadtgebiet Augsburg sowie in den Landkreisen Augsburg, Aichach-Friedberg und Landsberg am Lech. Grundeigentümer sind im Wesentlichen der Bund und das Land sowie die dortigen Städte und Gemeinden.
Das FFH-Gebiet in der Übersicht
- Gebietsnummer: DE 7631-372
- Größe: zirka 2.502 Hektar (abgekürzt: ha), davon ca. 1.439 ha Wald (58 %) und ca. 1.63 ha Offenland (42 %)
- Schutzgebietskategorien: Naturschutzgebiet „Lechauwälder bei Unterbergen“, Landschaftsschutzgebiet „Lechtal Nord“
- Lebensraumtypen: Oligo- bis mesotrophe kalkhaltige Gewässer, Alpine Flüsse, Flüsse der planaren bis montanen Stufe, Formationen von Juniperus communis auf Kalkheiden (Wachholderheiden), Naturnahe Kalktrockenrasen, Pfeifengraswiesen, Feuchte Hochstaudenfluren, Magere Flachlandmähwiesen, Kalktuffquellen, Waldmeister-Buchenwald, Auenwälder mit Alnus glutinosa (Schwarzerle) und Fraxinus excelsior (Esche)
- Tierarten: Biber, Huchen, Koppe, Gelbbauchunke, Schmale Windelschnecke, Schwarzblauer Wiesenknopf-Ameisenbläuling
- Pflanzenarten: Frauenschuh, Sumpf-Gladiole
- Stand der Managementplanung: Die Auftaktveranstaltung war am 04. April 2017. Die Kartierung hat begonnen.
Bis ins 20. Jahrhundert hinein transportierte der Lech große Mengen an Schotter aus den Alpen weit ins flache Land hinein. Regelmäßige Überschwemmungen veränderten immer wieder aufs Neue die Lebensräume der Flussauen. Durch den Bau von Staudämmen ist diese natürliche Dynamik unterbrochen worden. Die Pflanzen und Tiere der ehemaligen Wildflusslandschaft sind nun in ihrem Bestand bedroht. Der größte Teil des Auwalds ist gerodet oder mit standortsfremden Baumarten angereichert. Das Offenland dient heute zum großen Teil der intensiven Landwirtschaft. Daher kommt dem Schutz der naturnahen Schotterheiden und der noch vorhandenen Auwälder besondere Bedeutung zu.
Der Truppenübungsplatz Lager Lechfeld mit der Fohlenau ist eine der größten Heidelandschaften Süddeutschlands. Die Heiden entstanden durch den Einfluss der früher üblichen Beweidung. Typisch sind ausgedehnte, artenreiche Kalkmagerrasen, die auch heute noch beweidet oder gemäht werden.
Die Auwälder sind traditionell als Niederwälder bewirtschaftet worden. Dabei werden etwa alle 15 Jahre Bäume zur Brennholzgewinnung auf den Stock gesetzt. Davon profitierte die in der Weichholzau natürlich vorkommende Grauerle, weil sie leichter als andere Baumarten aus dem Stock ausschlägt. Ohne Stockhiebe drohen die Grauerlen auf lange Sicht abzusterben bzw. von anderen Baumarten überwachsen zu werden. Weil Überschwemmungen ausbleiben, entstehen keine neuen Grauerlenstandorte mehr. Denn die Grauerle ist als Pioniergehölz bei ihrer Verjüngung auf initiale, noch nicht bestockte Standorte angewiesen.
Der Lech verbindet als eine der wichtigsten Florenbrücken Süddeutschlands Alpen und Jura. Er ermöglicht seit der Eiszeit alpinen Pflanzenarten, sich weit nach Norden auszubreiten. Die am Lech noch erhaltenen naturnahen Lebensräume sind unverzichtbar für den Artenschutz.
Charakteristisch sind die großen, wegen ihrer besonders artenreichen und schützenswerten Vegetation weithin bekannten Schotterheiden. Sie sind Lebensraum für den seltenen Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling und andere Insekten, die gerade auf die hier vorkommenden Magerasen angewiesen sind. Es kommt das Kriechende Gipskraut vor, dessen Hauptverbreitungsgebiet in den Alpen liegt. In den noch vorhandenen Wacholderheiden haben sich Steppenarten wie der Steppen-Fenchel (Seseli annuum) und die Graue Skabiose (Scabiosa canescens) gehalten. In Feuchtwiesen wächst die Sumpf-Gladiole und kommt die Schmale Windelschnecke vor. Im Übergang zum Auwald zeigt sich der streng geschützte Frauenschuh mit seinen gelb-braunen Blüten.
Auf grundwassernahen Standorten kommen Auwälder mit Schwarzerle und Esche vor. Trotz fehlender Überschwemmungen ist die Vegetation noch lebensraumtypisch und von hoher Biodiversität.
In den oft extrem steilen, östlichen Hangleiten entlang des Lechs haben sich naturnahe Waldmeister-Buchenwälder gehalten. Namensgebend ist der aromatisch riechende Waldmeister (Galium odoratum). Der Anteil der Biotop- bzw. Höhlenbäume ist hoch.
Seitdem der Biber wieder am Lech heimisch geworden ist, gestaltet er aktiv seinen Lebensraum. Von den so entstehenden, naturnahen Kleinstrukturen profitieren auch andere Arten.
Die Mopsfledermaus nutzt alte, grobborkige Bäume mit Höhlen oder abstehenden Rindentaschen, in denen sie ihre Jungen zur Welt bringt. Sie ernährt sich überwiegend von Nachtschmetterlingen.
Weil Überschwemmungen ausbleiben, ist die Gelbbauchunke für ihre Entwicklung auch auf künstliche Pfützen (mit Wasser gefüllte Fahrspuren) angewiesen.
Im Lech finden sich selten gewordene Fischarten wie Huchen, Groppe, Bachforelle und Bachneunauge.
Eine besondere, auf den Lechheiden heimische Schmetterlingsart ist der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling. Dieser kleine Falter legt seine Eier am Großen Wiesenknopf, einer krautigen Pflanze, ab. Die sich daraus entwickelnden Raupen lassen sich von Ameisenarten in ihr Nest tragen und dort bis zur Verpuppung großziehen. Der Schmetterling ist daher sowohl auf den Großen Wiesenknopf als auch die passende Ameisenart angewiesen.
Im FFH-Gebiet kommen sowohl alpine Pflanzen als auch Steppenarten vor.
Den bekannten Frauenschuh findet man in lichten Auwäldern. Er lebt in Symbiose mit spezifischen Bodenpilzen. Daher führt das streng verbotene Ausgraben der Pflanze unvermeidlich zu deren Tod. Trotzdem kommt es vor. Die Bestäubung der wunderschönen Blüte erledigen bestimmte Sandbienenarten.
Die farbenprächtige Sumpfgladiole ist an feuchtere Standorte gebunden.
Im Offenland Mahd und Entfernen von ankommenden Gehölzen zur Erhaltung der Magerrasengesellschaften.
Für den Frauenschuh sind lichte Waldstrukturen zu erhalten. Zu starke Auflichtungen müssen jedoch vermieden werden. Weil sonst hochkommende Sträucher und krautige Arten den Frauenschuh überwachsen würden.
Für die Gelbbauchunke sind besonnte Kleingewässer – auch künstliche wie z. B. Fahrspuren - zu erhalten. Sie sollten im Sommer zum Schutz der Kaulquappen nicht durchfahren werden.
Zum Schutz von Höhlenbrütern und Holz bewohnender Arten ist es unerlässlich, in den Wäldern Biotopbäume und Totholz zu erhalten und wo möglich anzureichern.