FFH-Gebiet
Gräben und Niedermoorreste im Dachauer Moos
Graben im Auwald (Foto J. Belz)
Der Managementplan für dieses FFH-Gebiet liegt bis 14. September 2018 in der Geschäftsstelle des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Fürstenfeldbruck, Kaiser-Ludwigstr. 8a, Fürstenfeldbruck (Puch) zur Einsicht aus.
Dieses FFH-Gebiet schützt die wenigen noch erhaltenen Restflächen eines früher im Nordosten der Münchner Ebene ausgedehnten Niedermoors. Dazu gehören naturnaher Moorwald, Erlen-Eschenwälder und Gräben des Dachauer Mooses. Hier befindet sich eines des größten Vorkommen der in Bayern vom Aussterben bedrohten Libellenart Helm-Azurjungfer.
Das FFH-Gebiet in der Übersicht
- Gebietsnummer: DE 7734-301
- Gebietsgröße: ca. 269 Hektar (abgekürzt: ha), davon zirka 156 ha Wald und 113 ha Offenlandflächen
- Schutzgebietskategorien: Naturschutzgebiet „Schwarzhölzl“, Landschaftsschutzgebiete „Münchner Norden im Bereich der Gemeinden Garching bei München, Ober- und Unterschleißheim“, „Amperauen mit Hebertshauser Moos und Inhauser Moos“, „Schwarzhölzl mit dem nach Süden und Osten anschließenden Gebiet, dem Würmkanal und dem Gebiet um den Baggersee in Feldmoching“
- Lebensraumtypen: Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, feuchte Hochstaudenfluren, magere Flachlandmähwiesen, (nährstoffreiche Stillgewässer, Fließgewässer mit flutender Wasservegetation, Kalkmagerrasen, Schneidriedsümpfe und Auenwälder mit Schwarzerle und Esche)
- Tierarten: Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling, Helm-Azurjungfer, (Schmale Windelschnecke, Biber)
- Pflanzenarten: (Kriechender Sellerie, Sumpf-Gladiole)
- Stand der Managementplanung: In Umsetzung
(die in Klammern aufgeführten Arten sind nicht Bestandteil des Standarddatenbogens)
Die Münchner Schotterebene neigt sich nach Norden. In den eizeitlichen Schottern über wasserstauendem Flinz fließen mächtige Grundwasserströme der Amper zu. Sie traten in den ehemals ausgedehnten Niedermooren des Dachauer und des Erdinger Mooses zu Tage. In deren Randbereichen entstanden natürliche Moorwälder, von denen nur noch wenige erhalten sind. Das Schwarzhölzl ist ein Beispiel.
Durch Flussregulierung und Entwässerung sind die Möser weitgehend trocken gefallen und es hat eine starke Mineralisierung des Torfes eingesetzt.
Anfang des 19. Jahrhunderts begann nach der Entwässerung der letzten Moore ein systematisch betriebener Torfabbau. Der Torf diente einer wachsenden Bevölkerung als Brennmaterial. Schließlich wurde Ende des letzten Jahrhunderts die Intensivierung der Landwirtschaft durch die seinerzeitige Landesanstalt für Moorwirtschaft stark gefördert. Bis Ende der 1950er Jahre war das meiste Grünland in Acker umgebrochen.
Die durch den Bau der Regattastrecke (Olympia 1972) im Süden des Gebietes hervorgerufene Grundwasserabsenkung beeinträchtigt das Schwarzhölzl stark.
Die früher typischen Pfeifengraswiesen und kalkreichen Niedermoore haben sich nur noch zerstreut erhalten. Beispiele sind die Thürwinkel- und die Dannerwiese.
Entlang einiger Gewässerabschnitte kommen naturnahe Erlen-Eschenwälder und Schwarzerlen-Eschen-Sumpfwälder mit teils zahlreichen Biotopbäumen und viel Totholz vor.
Das Gebiet hat unter anderem eine herausragende Bedeutung als Lebensraum mehrerer Libellenarten. Neben der Kleinen Zangenlibelle, dem Kleinen Blaupfeil und der Gebänderten Heidelibelle gilt das Vorkommen der vom Aussterben bedrohten Helm-Azurjungfer als das größte in Bayern. Das Grabensystem mit Grundwassereinfluss und die Streuwiesenrelikte stellen darüber hinaus bedeutsame Habitatstrukturen dar.
Die wenigen noch vorhandenen Moorwälder leiden unter der Grundwasserabsenkung und der stark fortgeschrittenen Torfmineralisierung. Trotzdem haben sie wegen ihrer hohen Totholz- und Biotopbaumanteile einen hohen naturschutzfachlichen Wert.
Ähnlich strukturiert sind die noch vorhandenen Auwälder. Die Hauptbaumart Esche wird allerdings durch das Eschentriebsterben, verursacht durch einen eingeschleppten Pilz (Falsches Weißes Stängelbecherchen), bis zum Absterben hin massiv geschädigt. Weitere Beeinträchtigungen sind der Verlust der ursprünglichen Auendynamik, teils starker Wildverbiss und die Ausbreitung invasiver Arten wie z.B. des Riesenbärenklaus.
Die Pfeifengraswiesen im Gebiet sind artenreich. In ihnen kommen die seltenen Arten Duftlauch (Allium suaveolens), Sibirische Schwertlilie (Iris sibirica), Sumpf-Gladiole (Gladiolus palustris), Preußisches Laserkraut (Laserpitium prutenicum) und Glänzende Wolfsmilch (Euphorbia lucida) vor.
In und an Fließgewässern finden sich Kriechender Sellerie (Apium repens) und Gefärbtes Laichkraut (Potamogeton coloratus).
Bezeichnende Arten und Schutzgüter für das Gebiet sind der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling und die Helm-Azurjungfer.
Der Bläuling ist zum einen eng an das Vorkommen des Großen Wiesenknopfs (Sanguisorba officinalis) als einzige Raupenfraßpflanze gebunden, zum anderen müssen bestimmte Knotenameisen (z.B. Myrmica rubra) vorhanden sein. Die Larven der Falter werden von den Ameisen ins Nest transportiert, verpuppen sich dort und verlassen dieses dann als fertiger Schmetterling.
Die Helm-Azurjungfer zählt zu den Kleinlibellen. Es gibt eine Reihe verschiedener Azurjungfern, die sich alle durch die charakteristische Zeichnung auf dem zweiten Hinterleibssegment unterscheiden. Bei der Helm-Azurjungfer hat diese Zeichnung die Form eines stilisierten „Merkur-Helmes“. Sie benötigt Bachläufe mit sauberem und kalkhaltigem, nicht zu kaltem Wasser, eine niedrigwüchsige Wasservegetation und abschnittsweise besonnte, ruhigere Gewässerabschnitte.
Darüber hinaus kommen die Schmale Windelschnecke, der Schneider (Fischart), die Wasseramsel, der Eisvogel und der Biber vor.
Besonderheiten sind die bereits erwähnten Vorkommen der Sumpf-Gladiole und des Kriechenden Sellerie.
Auf den Kalkmagerrasen wachsen zum Teil sehr seltene Arten wie der Stängellose Enzian (Gentiana clusii), die Herzblättrige Kugelblume (Globularia cordifolia) oder die Graue Skabiose (Scabiosa canecens).
In den Moorwaldrelikten wurde ein Exemplar der hier wohl ehemals verbreitet vorkommenden Rauschbeere (Vaccinium uligonosum) gefunden.
Entscheidend für diesen stark vom Grundwasser abhängigen Lebensraum ist eine auf die Schutzgüter abgestimmte Gewässerbewirtschaftung. Die Wasserqualität und ausreichende Wasserstände müssen sichergestellt werden. Ein weiterer Punkt ist das Eindämmen der sich im Gebiet ausbreitenden invasiven Pflanzenarten. Dazu gehören z.B. das Indische Springkraut, die Kanadische Goldrute oder der Riesenbärenklau.
In den Auwäldern sollte der vorhandene Anteil von Totholz und Biotopbäumen erhalten oder erhöht und lebensraumtypische Baumarten wie Schwarz- und Grauerle gefördert werden.