Das geht anders – Waldpflege im Laubholz
- Waldbesitzer: Manfred Huber, 57 Jahre, Forst- und Landwirt aus Beuerbach
- Bestandsbild: Bergahorn-Linden-Jungbestand, 30-jährig
- Insgesamt 20 Hektar (ha) Waldbesitz arrondiert und 2 ha Erstaufforstung am Hof
- Waldflächen seit über 170 Jahren im Familienbesitz
Ausgangslage
20 Hektar Wald, 98 % Fichte. So sah der Wald aus, als der heutige Senior Josef Huber 1967 den Hof samt Wald von seinem Vater übernahm. Es war überwiegend noch sehr junges Holz, denn im Juli 1946 hatte ein Gewittersturm die halbe Waldfläche vernichtet. In der damaligen Notzeit nutzten die Hubers die Waldflächen vorübergehend sogar als Acker. Aufgeforstet wurde erst in den 50er Jahren, damals nahezu selbstverständlich mit der bewährten Fichte.
Mittlerweile bewirtschaftet mit Manfred Huber die nächste Generation den Wald. Manfred Huber weiß, dass aus heutiger Sicht Reinbestände aus Fichte keine Zukunft haben. Schon seit den 1980er Jahren setzt Familie Huber auch auf den stabilen Mischwald. Der Fichtenanteil im Altholz schrumpfte seither und liegt nur noch bei 60 %.
Eine Baumart mit Zukunft
Einer der Bäume des Zukunftswaldes ist der Bergahorn. Auf einer inzwischen 30-jährigen (Stand 2022) ehemaligen Förderfläche, zeigt Huber einen bestens gepflegten und mit Rückegassen systematisch erschlossenen Waldbestand. Manfred Huber sieht die wuchskräftige Baumart mit Werterwartung nicht nur wirtschaftlich positiv: „Mit unserem Baumartenmix streuen wir das Risiko. Der Ahorn pflegt dank seiner leicht zersetzbaren Streu den Boden und erreicht mit seinen Wurzeln auch tiefere Wasservorräte.“
Auf die Pflege kommt es an
Die Entwicklung der Bäume zu sehen, ist auch für Senior Josef Huber „eine wahre Freude“. Lange, astfreie Stämme in guter Verteilung (80 Stück/ha) sollen im kommenden Winter erneut gefördert werden und rasch dicker werden. Zukunftsbäume und zu entnehmende Bedränger sind bereits mit Bändern gekennzeichnet. Bei der Pflege legen die Hubers großen Wert auf die beigemischte Linde, weil sie die Stämme der Wertträger beschattet und verhindert, dass sich unerwünschte „Wasserreiser“ bilden.
Gerne nutzt Manfred Huber das Beratungsangebot vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Fürstenfeldbruck und der Waldbesitzervereinigung (WBV) vor Ort: „Vitale Bäume mit großer Krone sind unser Ziel. Sie brauchen jetzt rundherum ausreichend Licht.“ Mit dem Alter lässt die Fähigkeit des Bergahorns, die in der Durchforstung entstehenden Lücken zu schließen, stark nach. Huber: „Deshalb ist es unverzichtbar, schon im angehenden Stangenholz beherzt die Weichen zu stellen“. Diese dringende Empfehlung geht an alle Waldbesitzer mit jüngeren Bergahornwäldern. Leider gibt es viel zu viele Beispiele, wo versäumte Pflege nicht mehr aufzuholen ist und den wirtschaftlichen Erfolg im Wald gefährdet.
Die Holzverwendung
Sorgen um den Absatz des anfallenden Holzes macht sich die Familie Huber nicht. Die gefällten Bäume werden zu Brennholz oder Hackschnitzeln und in der eigenen Anlage verwertet. Der verbleibende Bestand wird zum Wertstammholz erzogen. Dafür wird alle 2-3 Jahre ein Eingriff gemacht, getreu dem Motto des Forstwissenschaftlers Carl Gayer: "Früh, mäßig, oft." In 20-30 Jahren werden dann, wenn alles gut geht, die ersten Stämme an Schreiner oder auf Versteigerungen gehen, hofft Huber.
- Tipps vom Waldbesitzer: Der Harvester ist auch im Laubholz sehr gut einsetzbar
- Ziel des Waldbesitzers: Ein breites Baumarten-Portfolio für die kommenden Waldgenerationen, vorhandene Samenbäume nutzen und Holz produzieren
Mut zur Eiche
- Waldbesitzer: Josef Strobl, 56 Jahre, Landwirt aus Biburg
- Bestandsbild: Eichen-Linden-Stangenholz, 30-jährig
- Insgesamt 14 ha Waldbesitz, überwiegend kleinparzelliert
- Waldflächen schon länger im Familienbesitz
Wald als Generationenaufgabe
Josef Strobl arbeitet schon seit Kindesbeinen gerne im Wald und freut sich über die Abwechselung zur Arbeit auf seinem landwirtschaftlichen Betrieb in Biburg (Lkr. FFB). Besonders wichtig ist ihm, dass seine Tochter Alexandra sich mit der Hofübergabe auch im Wald aktiv engagiert und dort künftig die Entscheidungen trifft. Strobl weiß, dass die Waldbewirtschaftung mit den Unsicherheiten angesichts des Klimawandels und des schnelllebigen Holzmarktes künftig nicht einfach sein wird. Das beste Rezept für nachhaltige Erträge aus dem Wald ist für die Familie daher Baumartenvielfalt und die Begründung von möglichst stabilen Wäldern, die optimal an die lokalen Boden- und Klimaverhältnisse angepasst sind. „Mit der Zeit gehen und neue Erkenntnisse in das Handeln einbauen“ ist die Devise. Wie viele andere Waldbesitzer auch, sind die Strobls durchaus Freunde vom Nadelholz. Auf Standorten, wo dieses künftig aber nicht mehr passt, geht der Weg in Richtung Mischwald oder Laubbestand.
Waldgeschichte und Rückschläge
Blicken wir gut 30 Jahre zurück. Mit den Frühjahrsstürmen Vivien und Wiebke 1990 wurde die Fichtenwirtschaft in Frage gestellt. Auf dem Waldstück bei Schöngeising stockten bis dahin etwa 80-jährige Fichten, die nahezu komplett vernichtet wurden. War das Holz vor dem Sturm um 200 Mark/Kubikmeter wert, war nach dem Sturm gerade noch das Räumen der Fläche mit dem Holz bezahlt. Dazu kam: Auf dem flachgründigen, kiesigen Boden waren die Fichtenstämme von der Rötfäule entwertet. Für Josef Strobl war klar, dass der Brotbaum seiner Väter hier keine Zukunft haben würde. Dabei fiel – auch aufgrund einer Beratung des damaligen Försters Franz Sartorius – die Entscheidung auf die robuste und klimaresistente Eiche.
Der Weg zur Laubholzkultur auf der Fichten-Kalamitätsfläche
Auf die Frage hin, wie es vor 30 Jahren zu der Entscheidung kam, reagiert Strobl mit einem Lächeln: „Wäre es nach meinem Vater gegangen, hätten wir damals wieder Fichten gepflanzt". Doch der Sohn und heutige Besitzer konnte mit seinen Argumenten zu einem Versuch überzeugen. Mit Unterstützung der Waldbesitzervereinigung FFB (WBV) und des Maschinenrings wurde die Schadfläche komplett geräumt. Die WBV organisierte dann die Pflanzen. Keine einfache Aufgabe, denn damals waren landauf, landab riesige Flächen unbestockt und das Angebot von passendem Pflanzgut klein. Nach Zaunbau und Einbringung der Bäumchen mittels Pflanzbohrer waren die Probleme aber nicht ausgestanden: „Die ersten fünf Jahre habe ich schon viel geschimpft", erinnert sich Strobl. Denn das Ausmähen der jungen Pflanzen sorgte für viel Arbeit, gerade in der Sommerzeit, wo er als Landwirt auch andere „Baustellen“ zu versorgen hatte. Auch mussten ausgefallene Pflanzen mehrmals nachgebessert werden.
Eiche kämpft sich durch
Eigentlich waren die Eichen aus dem Gröbsten raus, als im Frühjahr 2010 ein Hagelsturm die jungen Eichen nahezu vollständig entlaubte. „Es sah aus wie im Winter“, erinnert sich Strobl. Die Eichen haben aber reagiert und sind wieder ausgetrieben. Leider auch an den wertgebenden, astfreien Stammteilen. Immerhin sind dank dieser Reaktion kaum welche abgestorben. „Mittlerweile ist von der Katastrophe fast nichts mehr zu sehen. Die Kronen sind längst wieder dicht belaubt und die feinen Zweige am Stamm abgestorben", zeigt sich Stobl zufrieden. Dies ist auch den oft geschmähten, beigemischten Linden zu verdanken, die mit ihrem dichten Laubkleid die Stämme der Eichen beschatten und so den „Wasserreisern“ der Eichen entgegenwirken. Als die dienende Baumart sind die Linden im Eichenwald unentbehrlicher Garant für „saubere“ Stämme der herrschenden Baumart. Sie sollten keinesfalls als unnütz ausgehauen werden!
Heute stehen sie schön da, die Eichen und Linden in diesem etwa halben Hektar großen Waldgrundstück südlich von Schöngeising. Josef Strobl mustert gemeinsam mit seiner Tochter Alexandra die Stämme. Eichenwälder wie diese haben im „Brucker Umland", wie Strobl selbst sagt, durchaus Seltenheitswert. Dabei gibt es nicht wenige Standorte mit Bodenverhältnissen, bei denen die Eiche als Baumart der Zukunft gelten und wichtiger Bestandteil eines stabilen Waldes sein kann.
Eichenpflege
Für den kommenden Winter steht im Eichen-Linden-Bestand eine Durchforstung an, um die besonders vitalen und wertvollen Eichen weiter zu begünstigen. Dabei wird die Försterin vom AELF Fürstenfeldbruck, Anita Ottmann, fachlich beraten, denn es geht darum, nun die besten Wertholzanwärter zu fördern. Die derzeit auf Höchstniveau liegenden Eichenpreise auch in Oberbayern sind dabei nur eine Motivation, den kleinen Eichenwald bestmöglich zu pflegen.
Eiche und Linde in Pflanzreihen
- Tipps vom Waldbesitzer: "Bei der Bestandsbegründung stets Mischkulturen verwenden; auch bei Rückschlägen dabeibleiben und einen langen Atem haben!"
- Ziel des Waldbesitzers: Ertragssichere Wälder mit hochwertigen Verwendungsmöglichkeiten
Staatspreis für den Nadel-Misch-Wirtschaftswald der Zukunft
- Waldbesitzer: Karl-Ferdinand Graf von Spreti/Freiherr von Lotzbeck’sche Güteradministration
- Bewirtschafter: André Dubetz, 36 Jahre, Förster in 3. Generation
- Bestand: Fichtenaltbestand
- Alter: ca. 75 Jahre mit gemischter Naturverjüngung ca. 15-jährig
- Waldbesitz: 1.500 ha davon 170 ha bei Mammendorf (400 ha im Lkr FFB)
Ausgangslage
Ein großer Teil des „Nannhofer Waldes“ zwischen Mammendorf und Oberschweinbach (170 Hektar) ist Eigentum der „von Lotzbeck’schen Güteradministration“. Wie viele Wälder im Landkreis prägen eng aufgewachsene alte Fichten das Waldbild. Sie sind anfällig für Sturm und Borkenkäfer. Zuletzt verursachte 2015 Sturm Niklas 5.000 Festmeter Schadholz. Die aufgerissenen Waldränder waren Quelle weiterer Schäden durch Wind und Borkenkäfer.
Umsetzung der waldbaulichen Ziele
Zuständig für den Wald ist seit 2010 Förster André Dubetz. Sein Ziel ist, einen stabilen Mischwald aufzubauen. „Darin hat auch die Fichte ihren Platz“, sagt der 36-jährige Dubetz, „aber nie im Reinbestand, sondern in bunter Mischung.“ Ein gutes Jagdmanagement sorgt für zahlreichen Naturanflug aus Eichen, Bergahorn, Vogelbeere und auch Tanne. „Wir wollen möglichst flächig Naturverjüngung im gesamten Wald, dann haben wir im Schadensfall beim Altholz keine Kahlflächen“, erklärt Dubetz. Wo wenig Naturanflug zu erwarten ist, hat Dubetz schon über 200.000 Buchen und Tannen im gesamten Betrieb anpflanzen lassen. Weitere Bausteine für den gemischten Wald sind Douglasien, aber auch seltene Baumarten wie Küstentanne, Flatterulme und Schwarznuss. Je nach Lichtbedarf der jungen Bäume werden die alten Fichten Zug um Zug entnommen. Dazu besteht ein flächiges Netz aus Rückegassen und es wird mit dem Harvester gearbeitet.
Waldumbau im Wirtschaftswald
Dubetz freut sich, dass er in einer Region mit günstigem Waldklima, guten Böden und bestem Wuchs arbeiten kann: „Man kann den Erfolg seiner Arbeit schon nach wenigen Jahren sehen. Es gibt in Deutschland kaum Orte, wo es dem Wald besser geht.“ Dubetz weiß aber auch um den Klimawandel und bringt Erfahrungen aus Hessen und Thüringen mit. „Über den gesamten Betrieb liegt der Fichtenanteil in den Altbeständen bei etwa 75 %. Den Fortschritt beim Waldumbau zeigt die Verjüngung: Hier kommt die Fichte auf nur noch etwa 60 % aller jungen Bäumchen, den übrigen Anteil nehmen schon heute Laubhölzer und klimastabile Nadelhölzer wie Tanne und Douglasie ein.“ Das ist auch ein Ergebnis konsequenter Pflege der jungen Wälder. Schon in der Jugendphase werden alle Baumarten außer Fichte gefördert. Dichte Fichtenverjüngungsgruppen („Bürstenwüchse“) werden konsequent auf Abstände von 2,0 m (!) aufgelockert. Das mag zunächst brachial erscheinen, aber schon nach wenigen Jahren sind alle Lücken geschlossen. „Die Bäume wachsen so viel schneller. Wir gewinnen mit kürzeren Umtriebszeiten etliche Jahre und verringern das Betriebsrisiko“, so Dubetz. Stolz präsentiert er Waldbilder, auf denen auf kleiner Fläche eine gut gepflegte, bunte Mischung an Baumarten gedeiht.
Anerkennung für die Leistungen im Wald
Für die Anstrengungen auf dem Weg zu ertragreichen, stabilen Mischwäldern, das herausragende jagdliche Engagement und die konsequente Pflege hat Staatsministerin Michaela Kaniber den Eigentümer Graf Spreti 2021 mit dem Staatspreis für vorbildliche Waldbewirtschaftung ausgezeichnet. Förster Dubetz sieht damit seinen Weg bestätigt. Auf die Frage nach seinem Betriebsgeheimnis antwortet der Revierleiter: „Für eine zukunftsfähige und multifunktionale Waldbewirtschaftung muss man dauernd auf der Fläche aktiv sein, ganz getreu dem Motto im Dauerwald: Holz machen, pflegen und jagen.“
Die nächste Generation wird bunt
- Tipps vom Waldbesitzer: Im fichtenreichen Ausgangsbestand ist, neben Voranbauten unter Schirm, die frühzeitige Pflege von Mischbaumarten das A und O. Die jungen Bäume bis zum ersten Pflegeeingriff nicht über Manns- bis Zimmerhöhe wachsen lassen, “sonst hat man danach lange Zeit keinen Spaß. Das wird dicht wie eine Wand, da kommt man dann kaum noch rein. Außerdem werden die Eingriffe dann sehr teuer.”
- Ziel des Waldbesitzers: Gemischte, strukturreiche und dauerhaft überschirmte Wälder
Appell
Naturverjüngung ist umsonst und sollte flächig durch eine angepasste Jagd und Lichtsteuerung unterstützt werden. Holzbau muss in der Gesellschaft stärker gefördert werden.
Von Fichten, „Boschen“ und dem Wertewandel im eigenen Holz
- Waldbesitzer: Leonhard Mösl, 60 Jahre, Bio-Bauer und Waldbauer, Vorsitzender Waldbesitzervereinigung (WBV) Dachau
- Bestandsbild: Waldumbau mit Buchen-Voranbau unter Fichte
- Insgesamt 33,7 ha Waldbesitz, davon 28,5 ha arrondiert
- Wald schon lange in Familienbesitz
Der Waldbesitzer
Leonard Mösl ist passionierter Bio-Landwirt und Waldbauer. Den Betrieb in Ebertshausen (Lkr. Dachau) führt er gemeinsam mit seiner Familie. Mösl fühlt sich seiner Heimat tief verbunden, sie ist für ihn „die beste Gegend überhaupt“ und er sieht sie auch künftig als „besonders begünstigt“ für Land- und Forstwirtschaft. Gerade im Wald ist dies für ihn Motivation und Anreiz, die eigenen Bestände aktiv zu ertragreichen und klimastabilen Wäldern umzubauen.
Waldgeschichte und Rückschläge
In der Vergangenheit war die Familie im Wald auch vor Rückschlägen nicht gefeit. Ein lokaler Gewittersturm vernichtete im Juli 2004 einen Großteil der damals mittelalten Fichtenwälder. „Da wurde mir richtig bewusst, dass die reine Fichte wegen des hohen Risikos auch die Wirtschaftsfunktion nicht mehr voll erfüllen kann, die ja bis dato immer im Vordergrund stand“, erinnert sich Leonhard Mösl. Die Frustration über das Ereignis saß damals tief: „Ich muss schon zugeben, wenn mir einer damals ein gutes Angebot gemacht hätte, hätte ich schon überlegt, ob ich den Wald nicht verkauf’. Heute bin ich aber froh, dass es nicht so kam.“
Die Zeit des Waldumbaus
Stattdessen begann Mösl seinen Wald aktiv umzubauen. „Früher gab es im Landkreis nur zwei Baumarten: Fichten und Boschen. Heute hat da schon ein Umdenken stattgefunden", berichtet er, „auch die Laubbäume haben ihre Berechtigung.“ Früher wusste man mit ihnen nicht viel anzufangen. Heute sind sie viel mehr als nur gern genutztes Brennholz. Sie fördern die Stabilität des Waldes, dienen der Bodenpflege, der Artenvielfalt und angesichts der Klimaentwicklung auch der betrieblichen Risikovorsorge mit Hilfe einer breit aufgestellten Baumartenpalette.
Waldbauliche Ziele im eigenen Wald/ Musterbestand
Das beste „Rezept“ für den Waldumbau reiner Fichtenwälder sieht Mösl im planmäßigen Auflichten des Kronendachs und dem frühzeitigen Anpflanzen der schattentoleranten Buchen (und Tannen) unter dem schützenden Schirm der Altfichten. Mösl sagt: „Schon im Alter von 30-40 Jahren kann man damit beginnen! Bevor Brombeere und Gras sich breit machen. Am besten lässt sich im grünen Moos pflanzen.“ So wächst der Wald auf zwei Ebenen zugleich und die junge Waldgeneration kann mit geringem Risiko und ohne den Umweg über die Kahlfläche heranwachsen. Die Idee „vom Wald unter Wald“ hat Mösl vom Beratungsförster Franz Knierer übernommen, der als „Förster-Urgestein“ über Jahrzehnte die Waldbesitzer im Landkreis Dachau begleitet hat. Immer mehr Waldbesitzer nutzen diesen Weg über den Voranbau in Richtung Mischwald, der sowohl mit Buche wie auch Tanne funktioniert. Leonhard Mösl und seiner Familie war dabei immer klar: Je schneller die Umgestaltung erfolgt, desto höher ist die Chance auf einen widerstandsfähigen, strukturreichen und damit einen risikoärmeren Mischwald der Zukunft.
Im Rekordtempo zum Mischwald der Zukunft
Mösl hat vor 20 Jahren bei 90 % Fichte in den Althölzern begonnen. Heute sind nur noch 50 % der älteren Bestände Fichte. Eine rasante Entwicklung, gemessen an den im Wald gültigen Maßstäben! Wenn Mösl in seinen 33,7 Hektar Waldbesitz unterwegs ist, empfindet er Stolz und Zufriedenheit über das Erreichte. „Da geht einem das Herz auf“, berichtet er auf den ca. 10 Jahre alten Buchen-Voranbau blickend. Sichtlich beeindruckt bemerkt er: „Der Fichtenanteil der nachwachsenden Bäumchen beträgt bei mir heute deutlich unter 10 %. Eigentlich schon erstaunlich wie schnell das ging!“
Der Lern-Effekt aus 20 Jahren Voranbau
Die Voranbauten von Buche und Tanne haben sich bewährt. Der Mehraufwand bei der Holzernte ist beherrschbar, die Schäden an den jungen Bäumen gering. Nur eines macht der passionierte Waldbauer Mösl heute anders als bei den ersten Buchenkulturen: Ausreichend große Felder zwischen den Buchengruppen bleiben frei. Mösl: „Bei der Nutzung des Altbestandes lassen sich die Fichten dann dort recht einfach hineinfällen, ohne Schäden am Jungwald anzurichten.“
Blick in die Zukunft
Wichtig ist für Mösl der Blick aufs Ganze: „Ich möchte nachfolgenden Generationen einen Wald übergeben, der ökonomische und darüber hinaus auch ökologische und soziale Funktionen erfüllt, dabei das Klima schützt und gleichzeitig einen Beitrag zur regionalen Rohstoff- und Energieversorgung liefert. Er setzt darauf, dass seine Nachfolger, so sagt er, weiterhin Freude im Wald und an der aktiven Bewirtschaftung haben.
Geschlossene Buchenschicht
- Tipps vom Waldbesitzer: Licht auf den Boden bringen! Das ist wichtig für den Voranbau. Bei Fällung des Altbestandes auf saubere Ausführung und Pfleglichkeit achten.
- Ziel des Waldbesitzers: "Leidenschaft und Wertschätzung für den Wald weitergeben - kommende Generationen für nachhaltige Waldwirtschaft begeistern."
Appell
„Jeder Waldbesitzer kann und sollte etwas tun. Der erste Schritt ist, Hilfe einzuholen beim AELF - Revierleiter anrufen, Plan erstellen, umsetzen - keine Scheu haben vor der Förderung, weil es tatsächlich ziemlich unkompliziert ist.“
Vom Sturm zum Mischwald
- Waldbesitzer: Werner Scheib, 43 Jahre, Gemeindearbeiter und Landwirt
- Bestandsbild: junger Mischwald - Wiederaufforstung nach Schaden im Fichtenaltholz
- Waldbesitz: 3,53 ha Wald, seit Generationen im Familienbesitz, über 70 % Nadelholz
Wald als Familientradition
Werner Scheib aus Kleinschwabhausen (Lkr. Dachau) ist Landwirt im Nebenerwerb. Zur Hofstelle gehört auch etwas Wald. Die Familie ist seit jeher vor Ort ansässig und so fällt Scheib die Antwort nach den Besonderheiten seiner Heimat leicht: „Es ist ein gutes Fleckerl, wir leben in einem sehr abwechslungsreichen Gebiet, es ist hügelig und waldig."
Familie Scheib besitzt rund 3,5 ha Wald, die sich seit vielen Generationen in Familienbesitz befinden. Werner Scheib ist seit seiner Kindheit dem Wald eng verbunden. Er erinnert sich: „Als Kinder waren wir fast täglich im Wald unterwegs. Die alten Fichtenhochwälder waren für uns der schönste Abenteuerspielplatz.“ Heute schätzt Scheib nicht nur die gute Luft im Wald, er ist für ihn ein Platz zum Abschalten. Er lacht und erzählt: „Wenn mal alles zu viel ist, dann geh ich raus in den Wald. Zur Erholung und zum Arbeiten.“ Aber auch aus einem weiteren Grund ist er froh über sein Holz. „Mit unserem Wald ist die Heizung für Haus und Hof gesichert, mit Blick auf die Lage der Welt ist das gerade jetzt eine gute Versicherung“, erklärt er.
Rückschläge und der Blick nach vorn
Der Wald aus Scheibs Kindertagen sieht heute ganz anders aus. Die großen Stürme 1990, 1999, 2007 und zuletzt der Sturm Frederike im Februar 2018 forderten ihren Tribut. Ein Drittel des Altholzes fiel der Kalamität zum Opfer. Die Familie hat die Schäden fotografiert – das Album daheim hält die Erinnerung wach. Werner Scheib blickt zurück: „Als der Sturm Friederike kam, hätte ich weinen können. Drei Generationen haben auf der Fläche am Wald gearbeitet und dann das.“ Um den Wald künftig stabiler zu machen, hat Familie Scheib eine Fülle neuer Baumarten gepflanzt. Das war keine einfache Zeit. Aber die Scheibs haben sich nicht unterkriegen lassen. Die hohe Bindung zum Wald war da und es gab nur einen Weg: „Weitermachen, auch wenn es manchmal keinen Spaß mehr machte, wir kämpften uns durch.“
Die klimastabile Zukunft
Die Wiederaufforstung von Kahlflächen ist kein Vergnügen. Um die besten Baumarten für Boden und Bestand zu finden, hat sich Familie Scheib von der Revierleitung des Forstreviers Markt Indersdorf beraten lassen. Heute wachsen 1.450 kleine Bäume auf der Schadfläche. Bei genauem Hinsehen eine bunte Mischung: Stieleiche mit der Nebenbaumart Hainbuche, Roteiche mit der Nebenbaumart Winterlinde und Vogelkirsche, Esskastanie und die alternative Baumart Baumhasel sind vertreten. Die alte (und künftige) Rückegasse ist temporär mit Roterle bepflanzt, bis sie wieder für die Holzernte gebraucht wird. Im Südwesten sollen Elsbeere, Wildapfel, Wildbirne und Vogelbeere einen stufigen Waldrand gegen die Hauptsturmrichtung bilden. Viele der Baumarten dienen zudem zusätzlich als Bienenweide und sind so ökologisch besonders wertvoll Dazu gab es für die Pflanzung eine Förderung aus dem staatlichen Wiederaufforstungsprogramm. „Ohne diese Mittel hätten wir die Investition kaum stemmen können“, sagt Scheib und schwärmt nun auch wieder von seinem Wald: „Wenn wir am Sonntag im Holz spazieren gehen und sehen, wie es jetzt wächst, da geht uns das Herz auf.“
Auch die Kinder der Familie Scheib haben Freude am Wald und packen mit an. „Meine Töchter sind immer fleißig mit dabei, beim Nachpflanzen und beim Zaunbau“, erzählt Scheib und ergänzt, „ich bin kein Fan von Kahlflächen. Darum hoffe ich, dass nachfolgende Generationen von unserer Aufbauarbeit profitieren und in einem stabilen Wald arbeiten können. Und dass sie den Wald nicht nur als Holzproduzenten sehen, sondern auch als Lebensraum für Mensch und Tier. Einen schönen alten Baum kann man im Bestand auch mal stehen lassen.“
- Tipp vom Waldbesitzer: "Mein Rat ist: Die Mischung machts. Man kann auch mal eine Fichtenecke mitwachsen lassen, bloß nicht als flächige Monokultur! Wir meinen immer, alles muss so bleiben wie es ist, aber wir werden einen Wandel nicht verhindern können. Wir müssen uns anpassen – jetzt.“
Waldumbau – So wird’s gemacht!
- Waldbaugenossenschaft Dienhausen
- Bestandsbild: Fichtenaltbestand, durch Naturverjüngung und Pflanzung im Umbau
- Insgesamt 27 Hektar
Noch dominieren Fichten das Waldbild
Die Wälder im südlichen Landkreis Landsberg gehören zu den deutschlandweit am schnellsten wachsenden Waldbeständen. Bis heute dominieren Fichten das Waldbild. Bestände, die aus nur einer Baumart bestehen, haben im Klimawandel keine Zukunft. Ein mustergültiges Beispiel für Waldpflege und Waldverjüngung ist die Waldgenossenschaft Dienhausen. Zwölf Mitglieder mit Vorstand Josef Müller an der Spitze bewirtschaften gemeinsam 27 ha Wald. Eigenes Wissen und Tatkraft der Waldgenossen und die Beratung durch Förster Michael Lang vom Forstrevier Lech haben vorbildliche Waldbilder geformt.
Fichtenreiche Altbestände prägen den überwiegenden Teil des Genossenschaftswaldes. Tiefgründige Lehmböden und immer noch sehr gute Niederschläge sorgen für hohe Wuchsleistungen. Laufende Kontrolle auf Borkenkäferbefall und schnelles Handeln verhindern den vorzeitigen Ausfall. Die Pflanzung mit jungen Tannen und Buchen unter dem Schirm der Altbäume sichert erste Mischungsanteile für die nächste Waldgeneration. Wo freie Flächen entstehen, kommen mit Bergahorn, Kirsche, Erle, Lärche oder Douglasie weitere Mischbaumarten hinzu. Junge Fichten verjüngen sich ausreichend natürlich. Die Natur liefert darüber hinaus Buchen, Vogelbeeren (deren Holzgüte wird oft unterschätzt) und einzelne Eichen.
Mischbaumarten fördern
Beim Schutz der jungen Bäume vor Verbissschäden ist der örtliche Jäger eingebunden, damit die Verjüngung möglichst ohne Zäune und auf großer Fläche wachsen kann. Das spart nicht nur hohe Kosten. Waldvorstand Josef Müller betont: „Gegen Stürme oder Käfer ist die Verjüngung die beste Versicherung. Steht sie bereits in den Startlöchern, kann sie die Lücken rasch schließen.“ In Jungbeständen achten die Waldgenossen besonders auf den Erhalt der Mischbaumarten und lockern überdichte Fichtenteile auf. „Damit fördern wir den stabilen Wuchs“, erklärt Müller. Sobald Nutzholz anfällt, werden Rückegassen angelegt, um das Holz boden- und baumschonend aus dem Wald holen zu können. Aktuell hat das AELF für die Waldgenossen einen umfassenden Pflegeplan erstellt, der alle Maßnahmen der kommenden Jahre enthält. Förster Lang freut sich über die fortschrittlichen Waldgenossen: „Die laufende Beratung und staatliche Zuschüsse für Pflanzungen und Pflege sind hier bestens investiert.“
Die Waldgenossenschaft
Die Waldgenossenschaft Denklingen entstand im Zuge der kommunalen Gebietsreform in den 1970er Jahren. Ursprünglich war der Wald im Besitz der damaligen Gemeinde Dienhausen und die landwirtschaftlichen Anwesen in Dienhausen waren zur Nutzung des Waldes berechtigt. Dann wurden die Rechte in Eigentum an Wald umgewandelt. Heute gehen viele Rechtler ganz anderen Berufen nach und wohnen teils weit verstreut bis Augsburg oder München.
Die Wälder pflegen und erhalten
Vorstand ist seit 2019 Josef Müller, der viele Jahre als Forstwirtschaftsmeister im Staatswald gearbeitet hat und den Wald seit circa 2010 waldbaulich betreut. Er möchte mit der Art wie die Waldgenossen ihren Wald bewirtschaften auch anderen Waldbesitzern Mut machen, ihren Wald zu pflegen und so weit wie möglich an den Klimawandel anzupassen. Ihm ist auch wichtig, dass diese bayernweit einmaligen, wuchskräftigen, vitalen Wälder einen unverzichtbaren Beitrag im Rahmen ihrer Ökosystemleistungen als Lebensgrundlage für den Menschen leisten. Deshalb gilt es, diese Wälder zu pflegen und für die nächsten Generationen zu erhalten.
Naturverjüngung unter Schirm
Josef Müllers Botschaft an andere Waldbesitzer
- Das Einbringen anderer Baumarten beeinflusst den Wald nur positiv, da damit die Stabilität des Bestandes höher wird und auch der Boden sich durch die andere Streu verbessert.
- Viele Baumarten zu haben, bedeutet Risikostreuung!
- Bei der Auswahl der Baumarten muss der Standort berücksichtigt werden. So kann der Wald Stück für Stück zu einem stabilen Mischwald umgebaut werden.
Fortschritt und Tradition Hand in Hand
- Waldbesitzer: Georg Mayr, 50 Jahre, gelernter Agrartechniker
- Bestandsbild (mehrere Bestände): Alter Buchenwald, Fichtenaltbestand, junger Wald aus Naturverjüngung auf Vivian/Wiebke-Flächen
- 25 Hektar Landwirtschaft und 8 Hektar Wald
- Betrieb seit 1550 (urkundlich bestätigt) im Familienbesitz
Ausgangslage
Der gelernte Landwirt Georg Mayr aus Utting/Holzhausen betreibt auf 25 Hektar Landwirtschaft mit Pferdepension und Reitschule. Zum Betrieb gehören auch acht Hektar Wald. Der Hof befindet sich seit fast 500 Jahren in Familienbesitz und auch der größte Teil des Waldes gehört der Familie schon lange. Georg Mayr ist seit Kindesbeinen mit dem Vater ins Holz gegangen. Diese Tradition führt er heute fort, denn häufig arbeitet er zusammen mit seinem 12-jährigen Sohn im Wald.
(Alter) Wald im Umbau
Im Februar 2022 hat Georg Mayr seinen Betrieb von Nebenerwerb auf Vollerwerb umgestellt, weswegen er sich dem Wald nun mehr widmen kann. Er besitzt ein großes Stück mit alten Buchen. Im Zuge der anstehenden Nutzung möchte er die Naturverjüngung mit verschiedenen Mischbaumarten aufwerten. Die Idee verfolgt Mayr schon seitdem ihn das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Fürstenfeldbruck vor einigen Jahre vor Ort beraten hat. Inzwischen hat er kleinere Lücken im Kronendach geschaffen, unter denen bereits die Jungbäume aus Naturverjüngung dem Licht entgegenwachsen. Da der Buchenwald in der Vergangenheit kaum gepflegt wurde, sind hochwertige Stämme selten. Mayr wird das Holz überwiegend zu Brennholz aufarbeiten und lokal vermarkten.
In den Fichtenaltbeständen gab es seit den 90er-Jahren immer wieder Probleme mit Sturm und Käfer. Mayr plant deshalb, die Bestände zu nutzen und in einen stabilen Mischwald umzubauen. Er möchte in den nächsten Jahren den Bestand auflichten und damit die jetzt schon vorhandenen Tannen- und Buchennaturverjüngung fördern und vermehren. Eine Besonderheit im Wald ist eine Sturmfläche, die im Jahr 1990 durch die Orkane Vivian und Wiebke entstand. Mayr hat hier die Natur wirken lassen und ließ alles wachsen, was wachsen wollte. Nach 30 Jahren ist ein vorzeigbarer Wald aus Fichte, Birke und Vogelbeere entstanden, der nun gepflegt werden muss. Dazu legt er Rückegassen an und fördert gute Stämme ausgewählter Baumarten. Da Georg Mayr zu den meisten seiner Waldstücke als Hinterlieger keinen direkten Zugang hat, ist der Wegeausbau eines seiner nächsten großen Projekte.
Tradition und Fortschritt Hand in Hand
Mayr möchte seinen Wald nachhaltig bewirtschaften, wichtige Waldfunktionen sind für ihn die CO2- und Wasserspeicherung. Regionale Nutzung der Ressource Holz ist ihm auch sehr wichtig, weswegen die geernteten Bäume an seinem Hof direkt zu Brenn- und Bauholz verarbeitet werden, einige Hölzer benutzte er für die hofeigene Reithalle.
Der Großteil seiner Bestände befindet sich auf staunassen Böden, welche aufgrund ihrer hohen Empfindlichkeit mit schweren Maschinen nur schlecht zu befahren sind. Deshalb musste sich der Landwirt zusätzlich zum Arbeiten mit Harvester und Forwarder eine Alternative überlegen. Diese fand er auf seinem Hof, denn seine Frau ist ausgebildete Pferdewirtin und betreibt eine Reitschule. Die Familie hatte die Idee, ein vierjähriges belgisches Drafthorse zum Rückepferd auszubilden. Bei der Holzrückung mit Pferd wird der Boden im Vergleich zur maschinellen Rückung deutlich weniger belastet. Mit einem Rückepferd können an einem Tag bis zu 25 Kubikmeter Laubholz (BHD bis 35 cm) aus dem Wald gerückt werden. Wo die Standortverhältnisse es zulassen, wird Mayr aber auch weiterhin mit Technik wie Harvestern, Forwardern und in schwierigem Gelände mit Seilwinden arbeiten.
Georg Mayr mit Rückepferd
Belaubter Buchenaltbestand
Tipps vom Waldbesitzer:
- Auf Sonderstandorten (Staunässe) die Bewirtschaftung an den Standort anpassen!
- Bei schwierigen Beständen kann ein Mix aus Technik und Tradition hilfreich sein!
- Waldbesitzer: „Kongregation der Armen Schulschwestern unserer Lieben Frau“ (Klosterwald)
- Waldbewirtschafter: Georg Rottmeir, 51 Jahre, Biobauer, Waldbauer, Jagdvorstand mit Nebenerwerb eines Forstbetriebs
- Bestandsbild: reichlich Naturverjüngung im noch dominierenden Fichtenaltholz, insgesamt 22 ha, in zwei großen Blöcken arrondiert
Die Jagd als Schlüssel zur reichen Naturverjüngung
Georg Rottmeir bewirtschaftet im Auftrag der „Kongregation der Armen Schulschwestern unserer Lieben Frau“ den 22 Hektar großen Klosterwald bei Weichs im Landkreis Dachau. Er bringt alle Voraussetzungen dazu mit, er ist Biobauer, aktiver Jäger, Jagdvorstand in Weichs und betreibt einen Forstbetrieb mit Holzhandel. Sieben Jahre lang war er Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung (WBV) Dachau.
Die Beziehung zu Wald und Natur reicht bis in seine Kindertage zurück, denn die Familie bewirtschaftet stolze 17 ha eigenen Wald: „Man wächst damit auf, man war von klein auf dabei“, erinnert sich der Waldbewirtschafter Rottmeir und schmunzelt: „Spektakulär als Kind war stets die Christbaumsuche im eigenen Wald.“
„Eigentlich hat mich das Thema Jagd erst nicht interessiert. Dies änderte sich aber nach einigen Diskussionen mit anderen Jägern auf Jagdversammlungen“, gibt Rottmeir zu verstehen. „Mit bestandener Jägerprüfung konnte ich dann ganz anders und auf Augenhöhe mit den Jägern diskutieren.“ Zuerst war Georg Rottmeir als Beisitzer im Vorstand der Jagdgenossenschaft aktiv und wurde dann zum 1. Vorsitzenden gewählt.
Auf die Frage, was er am Wald am meisten schätzt, antwortet Rottmeir: „Unsere Region hat einen geringen Waldanteil. Das macht den Wald für mich besonders wertvoll.“ So hat die Erholungsfunktion des Waldes und der Rohstoff Holz für ihn einen hohen Stellenwert: „Alle Leute sollen den Wald genießen dürfen. Außerdem soll man mit dem produzierten Holz auch Geld verdienen können. Zu erleben, wie die Bestände heranwachsen, die ich selbst schon gepflanzt habe, wieviel Holz bei verschiedenen Pflegeeingriffen schon entnommen wurde und inzwischen sogar die natürliche Verjüngung der Tanne sprießt, zeigt mir die mächtige Energie der Natur im Wald.“
Licht und Luft in den Wald bringen
Rottmeir erinnert sich auch an schlechte Zeiten für den Wald des Klosters. „Allein beim Sturm Wiebke im Frühjahr 1990 haben wir 2.000 Festmeter Holz verloren, es war über Nacht wertlos“, erinnert er sich. „Es zieht einen schon runter, wenn ein Schaden passiert, den man nicht abwenden kann“, erklärt er. Die Bilder von damals hat er noch heute im Kopf, das Sturmereignis bleibt für ihn eine prägende Erinnerung. Auch der Hallimasch, ein Pilz, der die Bäume von den Wurzeln ausgehend befällt und schwächt, bedrohte seinen Wald. Vor dem Jahr 2004 waren dadurch viele Bäume vergilbt und die Gefahr von Käferbefall hoch. Aber der damalige Revierleiter des AELF Fürstenfeldbruck, Franz Knierer, empfahl eine kräftige Durchforstung des Bestandes, um mehr Licht und Luft in den Wald zu bringen. In der Folge war das Pilzproblem deutlich gesunken. Und ein weiterer Vorzug ergab sich: Überall keimten kleine Tannen, Vogelbeeren, Ahorn und Buchen. Nur konnte die Naturverjüngung wegen überhöhter Rehwildbestände nicht aufwachsen.
Im Jahr 2015 hat die Jagdgenossenschaft Weichs zwei ihrer Jagdbögen, in denen sich auch der Klosterwald befindet, auf Eigenbewirtschaftung umgestellt und die Verbisssituation hat sich enorm verbessert. Schon nach drei Jahren konnte der Zustand der Verjüngung in der „Revierweisen Aussage“ im Revier von „rot“ auf „grün“ gestuft werden. Tannen, Eichen, Buchen und Ahorn bildeten ein Reservoir hoffnungsvoller Jungbäume. Die zweite Baumschicht wuchs heran, während im Altholz noch kräftig Zuwachs geleistet wurde. Dieses Ergebnis motivierte den Waldbauer.
Ein Qualitätsbiotop für Rehwild
Georg Rottmeir erinnert sich an die ersten Waldbegänge durch den Klosterwald: „Früher hieß es, unter den Fichten kommt keine andere Baumart außer der Fichte nach.“ Heute dagegen kann man überall im Revier Naturverjüngung finden. „Wir haben zehn verschiedene Baumarten in der Verjüngung, es wird so gejagt, dass der Wald wächst. Wenn das auch andere Jagdgenossen erkennen, das ist für mich der größte Erfolg“, erklärt er. Das viele Grün ist auch für das Rehwild ein Qualitätsbiotop, um vieles besser als die braune Nadelwüste unter überdichten Fichten. Erstaunte Gesichter von Waldbesuchern, die beim Durchgehen durch den Klosterwald plötzlich ganz still wurden und meinten, solch reiche Naturverjüngung ohne Schutz gäbe es nur im Staats-, aber nicht im Privatwald, waren für den Waldbewirtschafter ein Schlüsselerlebnis. „Ich bin selbst heute noch jedes Mal überrascht, wie hoch die Triebe der jungen Bäume sind“, erzählt er. „Höhere Wildbretgewichte und weniger Fallwild zähle ich auch zu den Erfolgen einer gelungenen Jagd.“
Der Wald wird von Fichtenaltholz dominiert, doch auch 60- bis 70-jährige Tannen sowie einige Altbuchen, Kiefern und Ahorne zählen zum Ausgangsbestand. In der Naturverjüngung finden sich unter anderem Tannen, Fichten, Eichen, Buchen und Vogelbeeren. Die Alttannen sind mittlerweile sogar ein zugelassener Saatgutbestand. In nächster Zeit möchte Rottmeir die reiche Naturverjüngung nutzen und aus den zahlreichen jungen Tannen Wildlinge gewinnen. „Die Genetik der Wildlinge ist vielfältig und die Wurzeln der jungen Bäume sind top. Das Ganze ist auch ein wirtschaftlicher Erfolg“, schwärmt er. Auch die Gewinnung von Schmuckreisig für das Kloster spielt bei der Bewirtschaftung für ihn eine Rolle.
Tannennaturverjüngung verschiedenen Alters
Tannennaturverjüngung frische Jahrestrieben
Tipps vom Waldbesitzer:
- Die Jagd muss passen, sie ist der Schlüssel zum Erfolg und der Wald ist der Zeiger!
- Gemeinsame Waldbegänge mit Jägern und Waldbesitzern können helfen, unsere Ziele zu vermitteln!
Nächster Stopp: Dauerwald
- Waldbesitzer: Raimund Hofmann aus Weil, Gewinner „Deutscher Waldpreis 2022“
- Bestandsbild: artenreicher Waldbestand inmitten von der Feldflur
- circa 3 Hektar
Ein Paradebeispiel an Flora und Fauna
Schon 1989 wurde der Hofmann´sche Wald auf einer Fläche von zunächst 1,6 ha als Artenschutzmaßnahme über ein Landschaftspflegeprogramm durch die Untere Naturschutzbehörde angelegt. Als weitere Maßnahme forstete Waldbesitzer Raimund Hofmann einen geerbten Acker mit einer Fläche von circa 1,8 Hektar 2007 auf. Dabei beriet ihn das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Fürstenfeldbruck und auch von der Gemeinde Weil erhielt er Unterstützung.
Inzwischen wachsen 42 Baum- und 13 Straucharten im Hofmann´schen Wald. Der Bestand setzt sich sowohl aus heimischen Baumarten wie Bergahorn, Buche, Ulme und Eiche, als auch aus Exoten, wie etwa dem aus den USA stammenden Bergmammutbaum, zusammen. Auch heute selten gewordene Streuobstbäume sowie Wild-Birne und -Apfel kann man in Hofmanns Wald finden. Neben den zahlreichen und vielfältigen, verschiedenen Pflanzenarten sind an diesem einzigartigen Ort auch eine gehörige Anzahl an Tieren zu finden. Feldhase, Steinmarder, Fuchs, Dachs, Rehwild, Wildschweine, unzählige Vogel- und Insektenarten nutzen den in der Feldflur liegenden Wald als Versteck, Nahrungsquelle oder Nistplatz.
Um solch einen artenreichen Waldbestand zu entwickeln und zu erhalten, ist eine konsequente Pflege wichtig. Hofmann durchforstet seinen Wald deshalb nach dem sogenannten Z-Baum Konzept, d. h. er wählt einzelne, vitale und stabile Bäume als sogenannte „Zukunftsbäume“ aus. Anschließend werden rund um diesen Z-Baum jeweils ein bis drei bedrängende Bäume, die dem Zukunftsbaum z. B. in die Krone wachsen, entnommen. Die ausgewählten Z-Bäume werden bis zur Hiebsreife „mäßig, aber oft“ gefördert und bereits jetzt kann Hofmann gute Brennholzerträge erzielen und zugleich den Holzvorrat im Wald stetig steigern.
Trotz seiner Freude mit dem Wald musste Hofmann auch schon Rückschläge verkraften. Da er bei der Aufforstung im Jahr 2007 fast ein Drittel der Fläche mit Eschen bepflanzt hatte, bereitete ihm der Ausfall dieser Baumart – verursacht durch das Eschentriebsterben – einige Probleme. Hofmann allerdings ließ sich davon nicht entmutigen und nahm die Situation als Herausforderung an. Das Absterben der Eschen nutzte er als Chance, weitere Baumarten in seinen Wald einzubringen, was zu einer höheren Vielfalt seines Bestandes führte. Ziel seiner Mühen ist es, durch die sehr kurzen Durchforstungsabstände einen stufigen, strukturierten sowie reich gemischten Bestand zu entwickeln und ihn dadurch Schritt für Schritt in einen klimaresilienten Dauerwald umzuwandeln.
Was uns der Wald alles gibt
Sehr wichtig ist Hofmann hervorzuheben, was wir Menschen dem Wald neben seiner wirtschaftlichen Bedeutung alles verdanken. So dient er uns nicht nur als Lieferant des nachwachsenden und umweltfreundlichen Rohstoffs und Energieträgers Holz, sondern bindet auch das für die Erderwärmung schädliche, in der Atmosphäre vorkommende Kohlenstoffdioxid (CO2) und leistet somit viel für das Ökosystem. Jeder Kubikmeter Holz bindet eine Tonne Kohlendioxid. Auf seiner Waldfläche bindet Hofmann so allein im Holzzuwachs jährlich eine Menge des Klimagases. Zudem reguliert der Wald zum Beispiel auch den Wasserhaushalt, er produziert Grundwasser und sichert durch seine reinigende Funktion unsere Trinkwasserversorgung.
Wissenschaft und Praxis Hand in Hand
Hofmanns Wald ist auch Gegenstand der Forschung an der forstlichen Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Unter der Leitung von Professor Dr. Stefan Wittkopf werden im Rahmen des EU-Projekts LIFE „Future Forest“ die Wachstumsprozesse in dem artenreichen Wald bei Weil erforscht.
Infotafel Life Future Forest Projekt
Tipps vom Waldbesitzer:
- Mut zum Waldumbau!
- Die Mischung machts.
- Der Dauerwald bietet große Chancen für große Zuwächse, man hat also immer genügend Holz auf der Fläche.
Symbiose von Bewirtschaftung und Waldnaturschutz
- Waldbesitzer: Familie Berger aus Vilgertshofen
- Bestandsbild: alter, ökologisch wertvoller Buchenwald
- Alter Buchenwald (ca. 0,5 Hektar) und weitere Bestände im Raum Vilgertshofen
Ein Wald als Familienprojekt
Alle Mitglieder der in Stadl, einem kleinen Ort nahe Vilgertshofen lebenden Familie Berger sind tief mit dem Wald verwurzelt. Beginnend mit Franz Berger, dem Senior, der den Umbau seines früher einschichtigen Buchenwalds in eine dauerwaldartige Struktur angestoßen hat, hat jeder eine Beziehung zu dem Waldstück südwestlich von Stadl. Tochter Susanne war schon von Kindesbeinen an mit draußen und hat somit eine starke Bindung zum Wald entwickelt, ebenso wie ihr Mann Jens Berger, der die Bewirtschaftung des Waldes von Berger Senior nun übernommen hat. Auch die vier- und fünfjährigen Kinder der Familie sind schon im Wald dabei, jetzt noch zum Spielen. Sie sollen aber, wenn sie alt genug dafür sind, in die Bewirtschaftung des Waldes mit einbezogen werden. Schon jetzt besucht die Kindergartengruppe häufig den Wald der Bergers.
Bewirtschaftung und Waldnaturschutz Hand in Hand
Eine wichtige Funktion ihrer Waldflächen ist für die Bergers, das Holz für den Eigenverbrauch zu nutzen, denn ihr Haus wird mit Holz, also nachwachsender Energie, beheizt. Die ökologische Funktion ihres Buchenaltbestandes ist ihnen aber genauso wichtig.
Im Jahr 2021 wählten die Waldbesitzer gemeinsam mit Erwin Schmid, dem Förster des Reviers Ammersee des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Fürstenfeldbruck (AELF FFB), neun Biotopbäume und einen Totholzstamm im Rahmen des Vertragsnaturschutzprogrammes Wald (VNP-Wald) aus. Die Bäume wurden markiert und finanziell gefördert. Biotopbäume sind Bäume, die aufgrund ökologisch wertvoller Merkmale gesichert werden sollen. Dafür erhalten Waldbesitzer einen finanziellen Ausgleich. So ein Merkmal können zum Beispiel Faulstellen, Spalten im Holz, Kronentotholz oder Baumhöhlen sein, die den Baum für viele Lebewesen wertvoll machen. Totholz ist auch sehr wichtig für das Ökosystem Wald. Holz, das vor Ort verbleibt und hier verrotten kann, bietet einen wichtigen Lebensraum für allerlei holzzersetzende Insektenarten oder Pilze. Auch verschiedene größere Tiere nutzen den Buchenwald der Bergers als Heimat und Nahrungsquelle. Dort hat z. B. ein Dachs seinen Bau angelegt und Milane kreisen über den Buchen.
Der Wald wird nachhaltig bewirtschaftet. Neben der Pflege und der Brennholzaufbereitung sind auch die Verkehrssicherungspflicht und die Unterhaltung der Wege Daueraufgaben. Die Bergers wollen ihren Wald nach und nach durch Einzelstammentnahmen in einen „Dauerwald“ weiterentwickeln. Dieser Umbau wurde (wie anfangs erwähnt) von Berger Senior schon begonnen. Wird das Kronendach des Buchenaltbestands geöffnet, stellt sich eine üppige Naturverjüngung ein. Auch ihre anderen Waldstücke will die Familie in einen mehrstufigen, klimatoleranten Mischwald mit mehreren Altersklassen umbauen.
Mehrstufiger Buchenaltbestand
© Rösel
VNP-gefördertes Totholz
© Rösel
Geförderter Biotopbaum
© Rösel
Buchenaltbestand mit Naturverjüngung
© Rösel
Tipps vom Waldbesitzer:
- Waldnaturschutz und Nutzung gehen Hand in Hand.
- Mut zum Umbau in einen dauerwaldartigen Zustand!
- Waldumbau braucht aktive Gestaltung!